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Erste Moschee mit Solaranlage in Deutschland

8. Jul 2009 | Impressionen

IGP Blog: Erste Moschee mit Solaranlage in Deutschland

Bild: Mrotzek/Quelle: merkur.de

Jetzt wird die Moschee von der Sonne beheizt

Von Andre Liebe
Quelle: dasgelbeblatt.de

Allah scheint seine Schäfchen in Penzberg wirklich zu mögen. Denn als die Islamische Gemeinde in der vergangenen Woche auf der Moschee eine Solaranlage in Betrieb nahm, da fügte es sich, dass mit Cem Özedmir nicht nur ein hochrangiger Politiker, sondern auch noch einer mit türkischen Wurzeln den Muslimen ihre Aufwartung machte. Der Bundesvorsitzende der Grünen mit der Hakennase und den markanten schwarzen Koteletten zeigte sich als Öko-Politiker aber nicht nur vom Öko-Engagement, sondern auch von der Architektur der Moschee beeindruckt. Beides wertete er als Zeichen großer Offenheit und rief aus: „Von Penzberg kann man lernen.“

Dass die Islamische Gemeinde erst jetzt die Sonne nutzt, um das Wasser zu erwärmen und die Heizung zu betreiben, hat einen einfachen Grund: „Wir wollten die Anlage eigentlich schon im Zuge des Neubaus installieren, aber dann ist uns das Geld ausgegangen“, so Imam Benjamin Idriz. Die Kosten in Höhe von 40.000 Euro wären zwar nach wie vor zu viel gewesen. Doch dann kam aus den Vereinigten Arabischen Emiraten die erforderliche Finanzspritze: Faraj Ali bin Hammudah, ein hochmögender Unternehmer aus Abu Dhabi, der sich auch schon beim Bau der Moschee nicht hat lumpen lassen, übernahm 80 Prozent der Kosten. Weitere 8.000 Euro gab es vom deutschen Staat als Zuschuss für die Nutzung regenerativer Energien.

Imam Idriz erinnerte bei der Inbetriebnahme der Anlage an den Auftakt der katholischen Misereor-Fastenaktion im Frühjahr, die unter dem Motto „Die Schöpfung bewahren“ stand. „Die Sonnenenergie zu nutzen ist ebenfalls ein Beitrag, um die Schöpfung zu bewahren“, sagte er. Die deutschlandweit überhaupt erste Solaranlage auf dem Dach einer Moschee habe doppelte Symbolgewalt: erstens, weil in Gotteshäusern den Menschen Hoffnung für den Weg aus der Krise gegeben werden soll, und zweitens weil damit nun verdeutlicht werde, dass dies auch für die Energiepolitik gelte. Als nächstes Ziel, so Idriz, wolle die Islamische Gemeinde – wenn die Finanzierung gesichert ist – auch noch eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung auf der Moschee errichten. Dass dies aber womöglich noch etwa länger dauern kann, ist Idriz durchaus bewusst, weil er zu Özdemir sagte: „Vielleicht sind Sie dann ja Bundesumweltminister oder Kanzler oder Bundespräsident.“

Der schwäbische Grünen-Chef, der beim Rundgang durch das Islamische Zentrum auch mühelos auf türkisch plauderte, zeigte sich für diesen Fall bestens gerüstet, weil er Idriz die Broschüre der Stadtwerke im baden-württembergischen Schönau überreicht, die nicht nur Strom verkaufen, sondern sogar einen Extrabonus für Solar- und Photovoltaikanlagen, die auf Kirchen errichtet werden. „Ich habe mich erkundigt, das gilt auch für Moscheen“, strahlte Özdemir.
Er nutzte die Gelegenheit, dass mit Josef Kirchensteiner und Klaus Pfaller auch die katholischen und evangelischen Pfarrer anwesend waren und forderte im positiven Sinne einen „Wettstreit der Religionen, wer sich mehr für den Erhalt der Umwelt einsetzt“.Das Ziel müsse es sein, „dass jedes Gotteshaus die Kraft der Sonne nutzt und damit etwas Gutes zu tun“, sagte Özdemir. Gerade deshalb sei das Beispiel der Penzberger Moschee umso wichtiger. Die Installierung der Solaranlage und die Architektur der Moschee an der Bichler Straße („sie trägt zur Verschönerung des Stadtbildes bei“) beweisen nach Ansicht von Özdemir, „dass die Muslime in Deutschland angekommen sind und mit den deutschen Werten eine Symbiose eingehen“.

Weniger philosophisch als vielmehr nüchtern hören sich hingegen die technischen Daten der Solaranlage an, für deren Vortrag an diesem Tag Kazim Ayvaz verantwortlich zeichnete: „Wir haben auf dem Dach knapp 40 Quadratmeter an Solarzellen installiert. Pro Quadratmeter sparen wir damit 50 Kubikmeter Gas pro Jahr ein.“ Dies entspreche dem Bedarf von vier Einfamilienhäusern. Mittels Wärmetausch wird die Sonnenenergie aber nicht nur zur Erhitzung des Wassers benutzt, sondern auch zum Heizen des gesamten Gebäudes. Ein 4.000 Liter fassender Pufferspeicher ermögliche auch bei schlechtem Wetter eine optimale Versorgung mit Wärme.

Grünen-Chef Özdemir drückt in Penzberg den Solarschalter

Von Simone Singer, Penzberg Merkur
Quelle: merkur.de

40.000 Euro teure Solaranlage auf dem Dach des Islamischen Forums offiziell in Betrieb genommen.
Jeden Sonnenstrahl nutzt das Islamische Forum in Penzberg. Auf dessen Flachdach befindet sich seit kurzem eine Solaranlage. Um sie in Betrieb zu nehmen, kam hoher Besuch: Cem Özdemir, der Bundesvorsitzende der Grünen, hat am Dienstagnachmittag offiziell den Solarschalter gedrückt.

Eine Solaranlage auf dem Dach einer Moschee ist Özdemirs Worten nach etwas Neuartiges. Genutzt wird die Energie der Sonne bereits am Evangelischen Gemeindehaus. Auch am Katholischen Kindergarten in Steinberg ist eine Anlage geplant. „ Penzberg ist ein Vorbild in Sachen Energiepolitik“ sagte Özdemir.

22 Solarmodule sind es auf dem Islamischen Forum. Die Anlage mit knapp 40 Quadratmetern Fläche dient dort nicht nur zum bereiten von Warmwasser, sondern auch zum heizen. „Über einen Wärmetauscher wird das Wasser in einem Pufferspeicher erwärmt“, erklärte Kazim Ayvaz, Vorstandsmitglied der Islamischen Gemeinde und Baukoordinator der Solaranlage. Das warme Wasser werde dann direkt für die Fußbodenheizung im Gebäude genutzt. Außerdem gibt es Pufferspeicher, „mit denen wir auch Tage ohne Sonnenlicht überbrücken können“, ergänzte Ayvaz. Mit der Anlage (Gesamtkosten rund 40.000 Euro) könnte der Wärmebedarf von vier Einfamilienhäusern pro Jahr gedeckt werden. Hauptinvestor ist Faraj bin Hammoudah aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

„Glaube ohne Taten ist nur eine Hülse, ein Lippenbekentniss“ betonte Benjamin Idriz. Aus diesem Grund sollen die Kräfte der Schöpfung Gottes – in diesem Fall die Sonnenkraft – genutzt werden, um sie in Kraft für den Alltag umzuwandeln oder eben auch zu heizen. Das Angebot der Sonne verwenden zu können, „ist eine gute Nachricht in Zeiten der Wirtschaftskrise, denn die Sonne schickt uns keine Rechnung“, sagte Bayram Yerli, Vorsitzender der Islamischen Gemeinde in seiner Rede. Außerdem „wird der Mensch im Koran als Stellvertreter Gottes bezeichnet und aus dieser Stellung heraus ergibt sich Verantwortlichkeit“, betonte Idriz im Anschluss.

In diesem Punkt stimmte ihm Cem Özdemir, der die Moschee in Penzberg bislang nur von Postkarten gekannt hat, überein: „Es soll das Wesen jeder Religion sein, dass wir Verantwortung für unsere Generationen übernehmen.“ Deshalb fasst die Gemeinde schon den nächsten Schritt ins Auge. Zusätzlich zur Solaranlage soll auf dem Dach eine Photovoltaik-Anlage entstehen.

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