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Die Institutionalisierung des Islams in Deutschland – ein Vorschlag

Wenn der Islam in Deutschland sich institutionalisiert und den Status einer Körperschaft im Sinne einer anerkannten Religionsgemeinschaft erreicht, dann wird sich das sowohl zum Wohle der Muslime wie auch zu Gunsten von Staat und Gesellschaft auswirken. Möglich wird dies nur in gegenseitigem Respekt und in Kooperation sein. Auch der Staat ist gefordert, die rechtlichen Voraussetzungen zu bereiten, auf die Muslime zuzugehen und ihnen bei ihren Bemühungen die Hand zu reichen. Die Muslime ihrerseits müssen jetzt damit anfangen, eine effektive und konstruktive, transparente gemeinsame Plattform zu bilden, den Prozess entschlossen anzugehen und ihn anhand eines strukturierten Programms zu verwirklichen. Die am Ende dieses Prozesses auf Konsensgrundlage entstehende Formation wird qualifiziert und dazu bestimmt sein, als staatlich anerkannte Körperschaft den Islam in Deutschland, bzw. über Staatsverträge in den einzelnen Ländern, zu repräsentieren. Sie wird selbstverständlich demokratisch strukturiert sein.

Der Islam ist, wie der Architekt der Deutschen Islamkonferenz Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble es formulierte, auch ein Teil Deutschlands. Die Relevanz dieser neuen, unübersehbar gewordenen Realität steht in der demokratischen, den Religionen gegenüber neutralen und toleranten Struktur Deutschlands nicht mehr in Frage. Wenn auch in der gesellschaftlichen Wirklichkeit der Islam und seine Kultur, genauso wie andere Religionen, als eine hierher gehörende, wertvolle Weltanschauung begriffen werden soll, dürfen auch die muslimischen Bürger seitens der Gesellschaft Achtung und Respekt erwarten. Diskriminierungen, wie sie sie leider noch erleben, müssen aufhören, die volle Gleichstellung mit anderen Religionen und Konfessionen muss verwirklicht werden. Dazu müssen die Muslime selbst nicht nur in Worten sondern auch in der Praxis ihre Treue zur Verfassung, ihre Zugehörigkeit zu diesem Land, ihr Bekenntnis zum Rechtsstaat, zu den Menschenrechten, zur Meinungsfreiheit, zur Gleichstellung von Mann und Frau unter Beweis stellen, und zwar nicht nur, weil dies opportun für alle wäre, sondern weil ihr Glaube das so vorsieht.

Noch haben die Muslime ihren Beitrag nicht vollständig geleistet. Ihre Zersplitterung in eine Fülle verschiedener Organisationen, von denen nicht wenige direkt oder indirekt an anderen Ländern ausgerichtet sind, blockiert die Köpfe der Menschen. Solche Strukturen sind oft ohne Vertrautheit mit den hiesigen Verhältnissen gewachsen. Auf Bundes-, Landes- und lokaler Ebene beklagen die öffentlichen Institutionen seit vielen Jahren das Fehlen repräsentativer muslimischer Stimmen. Eine organisierte Gesellschaft und eine funktionierende Verwaltung braucht eine organisierte und kompetente Institution als Ansprechpartner. Obwohl ein Klerus im Sinne einer Priesterschaft dem Islam fremd ist, gibt es doch keine religiösen Vorbehalte gegen ein organisiertes islamisches Leben.

Die bisherigen Ansätze der bestehenden Einrichtungen sind weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Erzielt wurden gewisse Koordinierungen zwischen den großen Organisationen, aber nicht mehr. Mehr als gemeinsame Erklärungen ist unter diesen Bedingungen nicht zu erreichen. Die gemeinsamen Verlautbarungen der Dachverbände beschränken sich auf Rechtfertigungen gegenüber Anschuldigungen und auf Reaktionen gegenüber Kritik. Es bleibt ein Zeichen von Ohnmacht, wenn man sich nur darüber beklagt, dass man missverstanden und in einem falschen Licht dargestellt wird. Wenn man ununterbrochen Anforderungen an den Staat und die Gesellschaft richtet – und seien sie noch so berechtigt – vergisst man leicht die eigenen Pflichten sich selbst und anderen gegenüber. Die islamischen Verbände in Europa haben in den teilweise vier Jahrzehnten ihres Bestehens weder funktionierende Strukturen im Sinne einer hierarchischen Organisation mit kompetenten, leitenden Kräften aufgebaut, noch tragfähige Visionen entwickelt.

Wenn der Islam in Deutschland sich institutionalisiert und den Status einer Körperschaft im Sinne einer anerkannten Religionsgemeinschaft erreicht, dann wird sich das sowohl zum Wohle der Muslime wie auch zu Gunsten von Staat und Gesellschaft auswirken. Möglich wird dies nur in gegenseitigem Respekt und in Kooperation sein. Auch der Staat ist gefordert, die rechtlichen Voraussetzungen zu bereiten, auf die Muslime zuzugehen und ihnen bei ihren Bemühungen die Hand zu reichen. Die Muslime ihrerseits müssen jetzt damit anfangen, eine effektive und konstruktive, transparente gemeinsame Plattform zu bilden, den Prozess entschlossen anzugehen und ihn anhand eines strukturierten Programms zu verwirklichen. Dabei sollen sowohl die wichtigen islamischen Institutionen, unabhängige muslimische Intellektuelle, staatliche Behörden, wie auch die bestehenden Religionsgemeinschaften eingebunden werden. Die am Ende dieses Prozesses auf Konsensgrundlage entstehende Formation wird qualifiziert und dazu bestimmt sein, als staatlich anerkannte Körperschaft den Islam in Deutschland, bzw. über Staatsverträge in den einzelnen Ländern, zu repräsentieren. Sie wird selbstverständlich demokratisch strukturiert sein.

Das kleine EU-Land Slowenien beispielsweise hat bereits einen vergleichbaren Weg beschritten. Der Obermufti des Landes Nedžad Grabus hat als Repräsentant der Muslime in Slowenien am 9. Juli 2007 mit Justizminister Lovro Šturm als Repräsentant der Regierung ein bilaterales Protokoll über die Stellung der „Islamischen Union Sloweniens“ unterzeichnet. Ähnliches gilt für das EU-Anwärterland Kroatien, in dem Muslime nur 2,2 % der Bevölkerung ausmachen. Solche Reglementierungen widersprechen weder dem rechtsstaatlichen, noch dem gesellschaftlichen, noch dem religiösen Selbstverständnis eines Landes bzw. der Betroffenen.

Der Islam ist, wie der Architekt der Deutschen Islamkonferenz Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble es formulierte, auch ein Teil Deutschlands. Die Relevanz dieser neuen, unübersehbar gewordenen Realität steht in der demokratischen, den Religionen gegenüber neutralen und toleranten Struktur Deutschlands nicht mehr in Frage. Wenn auch in der gesellschaftlichen Wirklichkeit der Islam und seine Kultur, genauso wie andere Religionen, als eine hierher gehörende, wertvolle Weltanschauung begriffen werden soll, dürfen auch die muslimischen Bürger seitens der Gesellschaft Achtung und Respekt erwarten. Diskriminierungen, wie sie sie leider noch erleben, müssen aufhören, die volle Gleichstellung mit anderen Religionen und Konfessionen muss verwirklicht werden. Dazu müssen die Muslime selbst nicht nur in Worten sondern auch in der Praxis ihre Treue zur Verfassung, ihre Zugehörigkeit zu diesem Land, ihr Bekenntnis zum Rechtsstaat, zu den Menschenrechten, zur Meinungsfreiheit, zur Gleichstellung von Mann und Frau unter Beweis stellen, und zwar nicht nur, weil dies opportun für alle wäre, sondern weil ihr Glaube das so vorsieht.

Noch haben die Muslime ihren Beitrag nicht vollständig geleistet. Ihre Zersplitterung in eine Fülle verschiedener Organisationen, von denen nicht wenige direkt oder indirekt an anderen Ländern ausgerichtet sind, blockiert die Köpfe der Menschen. Solche Strukturen sind oft ohne Vertrautheit mit den hiesigen Verhältnissen gewachsen. Auf Bundes-, Landes- und lokaler Ebene beklagen die öffentlichen Institutionen seit vielen Jahren das Fehlen repräsentativer muslimischer Stimmen. Eine organisierte Gesellschaft und eine funktionierende Verwaltung braucht eine organisierte und kompetente Institution als Ansprechpartner. Obwohl ein Klerus im Sinne einer Priesterschaft dem Islam fremd ist, gibt es doch keine religiösen Vorbehalte gegen ein organisiertes islamisches Leben.

Die bisherigen Ansätze der bestehenden Einrichtungen sind weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Erzielt wurden gewisse Koordinierungen zwischen den großen Organisationen, aber nicht mehr. Mehr als gemeinsame Erklärungen ist unter diesen Bedingungen nicht zu erreichen. Die gemeinsamen Verlautbarungen der Dachverbände beschränken sich auf Rechtfertigungen gegenüber Anschuldigungen und auf Reaktionen gegenüber Kritik. Es bleibt ein Zeichen von Ohnmacht, wenn man sich nur darüber beklagt, dass man missverstanden und in einem falschen Licht dargestellt wird. Wenn man ununterbrochen Anforderungen an den Staat und die Gesellschaft richtet – und seien sie noch so berechtigt – vergisst man leicht die eigenen Pflichten sich selbst und anderen gegenüber. Die islamischen Verbände in Europa haben in den teilweise vier Jahrzehnten ihres Bestehens weder funktionierende Strukturen im Sinne einer hierarchischen Organisation mit kompetenten, leitenden Kräften aufgebaut, noch tragfähige Visionen entwickelt.

Wenn der Islam in Deutschland sich institutionalisiert und den Status einer Körperschaft im Sinne einer anerkannten Religionsgemeinschaft erreicht, dann wird sich das sowohl zum Wohle der Muslime wie auch zu Gunsten von Staat und Gesellschaft auswirken. Möglich wird dies nur in gegenseitigem Respekt und in Kooperation sein. Auch der Staat ist gefordert, die rechtlichen Voraussetzungen zu bereiten, auf die Muslime zuzugehen und ihnen bei ihren Bemühungen die Hand zu reichen. Die Muslime ihrerseits müssen jetzt damit anfangen, eine effektive und konstruktive, transparente gemeinsame Plattform zu bilden, den Prozess entschlossen anzugehen und ihn anhand eines strukturierten Programms zu verwirklichen. Dabei sollen sowohl die wichtigen islamischen Institutionen, unabhängige muslimische Intellektuelle, staatliche Behörden, wie auch die bestehenden Religionsgemeinschaften eingebunden werden. Die am Ende dieses Prozesses auf Konsensgrundlage entstehende Formation wird qualifiziert und dazu bestimmt sein, als staatlich anerkannte Körperschaft den Islam in Deutschland, bzw. über Staatsverträge in den einzelnen Ländern, zu repräsentieren. Sie wird selbstverständlich demokratisch strukturiert sein.

Das kleine EU-Land Slowenien beispielsweise hat bereits einen vergleichbaren Weg beschritten. Der Obermufti des Landes Nedžad Grabus hat als Repräsentant der Muslime in Slowenien am 9. Juli 2007 mit Justizminister Lovro Šturm als Repräsentant der Regierung ein bilaterales Protokoll über die Stellung der „Islamischen Union Sloweniens“ unterzeichnet. Ähnliches gilt für das EU-Anwärterland Kroatien, in dem Muslime nur 2,2 % der Bevölkerung ausmachen. Solche Reglementierungen widersprechen weder dem rechtsstaatlichen, noch dem gesellschaftlichen, noch dem religiösen Selbstverständnis eines Landes bzw. der Betroffenen.

Acht Postulate

Von Seiten der Muslime sollte nun weitgehende Einigkeit über Folgendes erreicht werden:

  1. Ganz gleich aus welchem Land wir kommen und mit welchen Traditionen im Rücken wir unsere Gemeinden gegründet haben, wir werden uns loslösen müssen von in den früheren Heimatländern bestehenden Ausrichtungen und uns für die Zugehörigkeit des Islams in Deutschland und Europa entscheiden.
  2. Die bestehenden Dachorganisationen und Moscheevereine müssen daran interessiert sein, auf Konsensbasis in einer neuen Gemeinschaft aufzugehen. Das wird keinen Abbruch religiöser Beziehungen zu islamischen Ländern bedeuten, sondern das Ansehen und den Einfluss der deutschen und europäischen Muslime gegenüber der etablierten islamischen Welt, ohne gegenseitige Einmischungen, begründen und stärken.
  3. Eine solche Gemeinschaft könnte z.B. die Bezeichnung „Islamische Religionsgemeinschaft in Deutschland (IRD)“ führen und ihren Hauptsitz in Berlin etablieren. Die verwirrende Präsenz von Bezeichnungen wie DITIB, ZDM, Islamrat, IGMG, VIKZ, ATIB, IGD, IGBD, UIAZD, IGSGD u.ä. wird Geschichte sein; an ihre Stelle tritt der Name einer einzigen verbindlichen Institution mit dem entsprechendem Logo. Mit der Verschmelzung der Vereine und Verbände in die IRD wird die Anerkennung, Zusammenarbeit mit dem und Unterstützung durch den Staat untrennbar verbunden.
  4. An die Stelle von Ernennungen und Einmischungen von außen tritt ein demokratisch strukturiertes und hierarchisch gegliedertes System mit funktionierenden Wahlen. An der Spitze der IRD steht ein gewählter Großmufti oder Präsident mit theologischer Ausbildung und sowohl geistlicher wie wissenschaftlicher Kompetenz.
  5. Die IRD als unabhängige Organisation mit besonderen Beziehungen zu Bund und Ländern wird direkter Interessenvertreter der Muslime und Ansprechpartner für Staat und Gesellschaft in allen relevanten Bereichen.
  6. In allen Bundesländern unterhält die IRD Vertretungen. Ggf. erhalten die Bezirke unterhalb der Landesebenen zuständige Oberimame. Die Moscheegemeinden selbst werden von der IRD dauerhaft mit entsprechend qualifizierten Imamen versorgt.
  7. Die Hauptaufgaben der IRD liegen in der Organisation und Optimierung der religiösen, sozialen, erzieherischen und kulturellen Belange der Muslime. Dazu gehören u.a. die Ernennung und Akkreditierung von geeigneten Imamen, die Festsetzung einer für alle Gemeinden einheitlichen Regelung der islamischen Feiertage mit verbindlichem Kalender und einheitlichen Gebetszeiten für das ganze Jahr, die Hausordnung von Moscheen, die grundsätzliche Abstimmung der Freitagspredigten, gemeinsame Wohltätigkeitsinitiativen im Ramadan, die Sammlung und Verteilung der Armenabgabe, die Durchführung der Opfer, die Organisation der Wallfahrt nach Mekka, religiöse Erziehung, religiöse Trauungen, Bestattungen und der Unterhalt von Friedhöfen, die Erstellung religiöser Gutachten (Fatwas).
  8. In Kooperation mit den zuständigen Ministerien unterhält die IRD Bildungseinrichtungen, die Islam-Unterricht an Moscheen und islamischen Religionsunterricht an den Schulen anbieten. Ebenso werden Lehrer für den Religionsunterricht qualifiziert, sowie Imame in deutscher Sprache ausgebildet. Die Aus- und Weiterbildung an Hochschulen wären dringende Aufgaben.
    Den Reichtum ihres Spektrums sollte die IRD in der Vielfalt ihrer unterschiedlichen muslimischen Prägungen und Ethnien sehen. Drei elementare Faktoren sind es, die sie zusammenschweißen:

    • 1. Islam – fernab von nationalen, politischen und ideologischen Einflüssen eines aus anderen Regionen exportierten Religionsverständnisses, eine gemäßigte, ort- und zeitgemäße islamische Lebenshaltung zu verwirklichen.
    • 2. Deutschland – das Land, an dem sich die Identität ausrichtet, zu kennen und zu schätzen, das Grundgesetz und die gesellschaftlichen Werte sich zu eigen zu machen und sich aktiv in der Gesellschaft einzubringen.
    • 3. Deutsch – anzuerkennen, dass die Sprache unabdingbarer Faktor des Gemeinsamen ist und Deutsch als verbindende Kommunikation und gemeinsame Verkehrssprache in diesem Land einzusetzen ist. Islamische Fachtermini sind in deutscher Sprache zu entwickeln.

Nachdem aus mehreren europäischen Ländern bereits entsprechende Erfahrungen vorliegen, ist die Zeit gekommen, auch in Deutschland ein geeignetes Konzept auf den Weg zu bringen. Obwohl häufig das Gegenteil behauptet wird, kann an der Akzeptanz eines solchen Vorgehens, ja an dem dringenden Wunsch danach, durch die große Mehrheit der Muslime in Deutschland kein ernsthafter Zweifel bestehen. Die bestehenden Verbände werden dazu politische, ideologische und persönliche Interessen beiseite schieben müssen, damit wir unter dem Leitwort „dem Wohl der Menschen dienen“ den gemeinsamen Weg in die Zukunft einschlagen können.

Als Ergebnis unserer Überlegungen können wir die Frage, wann und wie sich der Islam in Deutschland integriert haben wird, beantworten: Wenn die deutschen Muslime europäische Werte als ihre eigenen akzeptieren und sich selbst aktiv für den Erhalt dieser Werte einsetzen, wenn Deutschland die Existenz und die Zugehörigkeit des Islams verinnerlicht und die Institutionalisierung dieser Religion als organisierte religiöse Gemeinschaft verwirklicht – dann wird der Islam in Deutschland seine momentane, mit vielen Problemen behaftete Übergangsphase überwinden.

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